Im Frühjahr diesen Jahres nahm sich Jonas, ein junger Hamburger, der als Kind in der Haasenburg untergebracht war, das Leben. Nach seiner Beerdigung sagte Jonas Mutter gegenüber der TAZ: „Die Haasenburg hat meinen Sohn psychisch kaputt gemacht“ (TAZ, 22.03.2021)[1]. Andere junge Erwachsene, die ebenfalls als Kinder und Jugendliche in den Heimen der Haasenburg waren, leiden bis heute unter den Folgen der Unterbringung in den 2013 geschlossenen Einrichtungen. Auch wenn sich die damalige SPD – Bildungsministerin Brandenburgs, Martina Münch, öffentlich dafür entschuldigte, dass Kinder und Jugendliche in den Heimen Zwang, Gewalt und Misshandlungen ausgesetzt waren und dass ihnen zunächst nicht geglaubt worden war, erhielten die Betroffenen bis heute keine Entschädigung.
In ihrer Antwort 6/7765 auf die Kleine Anfrage der ehemaligen Landtagsabgeordneten Gerrit Große gab die Landesregierung im Jahr 2017 an, dass im Zusammenhang mit den Misshandlungsvorwürfen von Kindern und Jugendlichen insgesamt 55 Ermittlungsverfahren gegen 85 beschuldigte Erzieher:innn und weitere Verantwortliche der Haasenburg eingeleitet worden seien. Zusätzlich habe es 15 Verfahren gegen unbekannt gegeben. Allein 50 der 55 Verfahren seien laut Landesregierung mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt worden. Auch die 15 Verfahren gegen unbekannt wurden eingestellt, weil keine Tatverdächtigen ermittelt werden konnten. Lediglich in einem Verfahren habe es eine Verurteilung wegen sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen in mehreren Fällen gegeben. Die TAZ berichtete zudem, dass im März 2018 noch einmal zwei Erzieher vor Gericht standen, die einem Jungen aus Hamburg das Handgelenk verletzt hatten. Auch dieses Verfahren wurde eingestellt, jedoch gegen die Zahlung eines Schmerzensgelds in der Höhe von 1.500€. Dass Jonas zu jenen Jugendlichen gehörte, deren Anzeige keine Verurteilung nach sich zog, habe ihn laut seiner Mutter schwer getroffen.
Jonas tragischer Tod, der davon zeugt, wie tief die seelischen Verletzungen sind, die Kinder und Jugendliche in den Einrichtungen der Haasenburg erfahren haben, ist kein Einzelfall. Bereits 2005 nahm sich ein junges Mädchen im Alter von 15 Jahren in einem Heim der Haasenburg das Leben. Und auch der Tod von Lena, die 2008 aus einem Fenster stürzte, wirft weiterhin Fragen auf. Die Untersuchung beider Todesfälle sicherte Martina Münch 2013 durch die durch sie eingesetzte Kommission zu. Tatsächlich schreibt die Kommission jedoch in ihrem Abschlussbericht vom 30.10.2013 auf Seite 21 unter den offengebliebenen Fragestellungen: „Klärungen zu den Todesfällen (wir haben dazu bewusst noch nicht recherchiert, sind aber beiläufig öfter mit Informationen dazu in Berührung gekommen)“.
Im November 2020 wurde bei Youtube ein Video veröffentlicht, in dem zu sehen ist, wie Personen im ehemaligen Jessener Heim der Haasenburg noch vor einem Jahr Patient:innenakten fanden[2]. Ebenfalls dokumentiert ist in dem Video der Fund von Fixiergurten im ehemaligen Hausmeisterkeller. Diese scheinen in einer Kiste unter Dielen versteckt gewesen zu sein.
Ich fragte die Landesregierung und habe Antwort erhalten.
[1] Quelle: TAZ, 22.03.2021 https://taz.de/Tod-eines-ehemaligen-Heimkindes/!5756902/
[2] Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=SFB9R5h3xrQ (ab Minute 19:00)
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