Rede: Kinder und Jugendliche stärken -KiEZe, Jugendbildungsstätten als außerschulische Lernorte unterstützen

17. November 2020  Kinder- und Jugendpolitik, Parlament, Reden

Es folgt die Verschriftlichung der Rede:

„Frau Präsidentin, sehr geehrte Abgeordnete,

Es ist ruhig geworden in den KiEZen und Jugendbildungsstätten Brandenburgs. Dort, wo sich sonst Kinder und Jugendliche tummeln, die an Klassenfahrten, Bildungsseminaren, Ferienfreizeiten oder internationalen Jugendbegegnungen teilnehmen, waren in den vergangenen Monaten nur einzelne Klassen oder Gruppen anzutreffen. Die wirtschaftlichen Folgen der Komplettschließung, der teilweisen Widereröffnung, sowie der unzähligen Stornierungen sind immens. Bereits im Sommer rechneten einige Geschäftsführer*innen der Jugendbildungsstätten mit einer Auslastung von 30% ggü. den Vorjahren, andere hofften doch noch 60 – 70% zu erzielen. Ja, die Flexibilisierung der Mittelverwendung der Jugendbildungsstätten und die Möglichkeit Corona – Hilfen zur Kompensation von Einnahmeeinbußen beantragen zu können, waren wichtig und richtig für die KiEZe und Jugendbildungsstätten.

Aber liebe Landesregierung, es ist doch offensichtlich, dass die Auswirkungen der Corona Pandemie die Einrichtungen über den 31.12.2020 hinaus belasten werden. Es ist vollkommen klar, dass die Mittel, die 2020 nicht erwirtschaftet werden konnten, jetzt aktuell fehlen um über den Winter zu kommen oder notwendige Investitionen zu tätigen. „Wir brauchen eine Perspektive – und zwar nicht nur bis zum Ende des Jahres, sondern am besten bis zum Sommer“ – das wurde mir ggü. wiederholt betont. Genau diese Perspektive wollen wir mit unserem heutigen Antrag schaffen. Das bedeutet für uns sowohl die bisherige Hilfe, wie die Flexibilisierung der Mittelverwendung und die Kompensation der Einnahmeausfälle, fortzuführen, als auch zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Die Corona Pandemie hat den Geschäftsführer*innen der JBS viel abverlangt: Kurzarbeitergeld, Stornierungen, Umbuchungen, Hygienekonzepte, neue Seminarkonzepte, Einnahmeverluste identifizieren, Hilfsmaßnahmen beantragen, Anträge verwerfen, nochmal von neuem beginnen. Wir haben den JBS viel abverlangt. Deswegen schlagen wir Ihnen vor, jeder JBS im Jahr 2020 zusätzlich 50.000€ zukommen zu lassen, um wenigstens etwas durchatmen zu können.  Und auch die KiEZe brauchen unsere Unterstützung. In einem Brief an den Wirtschaftsausschuss, in dem in der vergangenen Woche ein Fachgespräch zu den Corona Auswirkungen stattfinden sollte, machen sie auf ihren Sanierungsstau aufmerksam, der dringend in Angriff genommen werden muss, um auch weiterhin attraktive Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche anzubieten. Auch das haben wir in unserem Antrag aufgegriffen.

Aber es geht nicht nur um akute, finanzielle Unterstützungsbedarfe. In all meinen Gesprächen mit den Geschäftsführer*innen im Sommer wurde ein weiteres Anliegen deutlich: die Anerkennung des Stellenwertes außerschulischer Bildung. Wir wissen, dass KiEZe mit ihrem Leitspruch „Lernen durch Erleben“ oder JBS mit ihren Angeboten einen stark Teilnehmer*innenzentrierten Bildungsbegriff vertreten. Wir brauchen diese Herangehensweise – gerade jetzt in der Krise. Denn wenn, wie diverse Studien belegen, die Belastung der Kinder und Jugendlichen in den vergangenen Monaten gestiegen sind aufgrund des kompletten Kontaktabbruchs zu Gleichaltrigen und der Schließung von Kinder und Jugendeinrichtungen, brauchen wir diese außerschulischen Lernorte, die bei den Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen ansetzen. Natürlich bedeutet das nicht die notwendigen Hygienevorkehrungen realitätsverweigernd beiseite zu legen – aber es geht uns darum, den in den KiEZen und JBS zur Verfügung stehenden Raum und die pädagogische Expertise zu nutzen. Dafür wollen wir mit unserem Antrag die LR zur Erarbeitung eines Konzeptes beauftragen, das die Bedingungen zur Durchführung von Klassenfahrten und Bildungsfahrten noch in diesem Schuljahr definiert. Wir sind der Überzeugung, dass außerschulische Lernorte stärker mit den schulischen Lernorten verzahnt werden sollten – was im Übrigen nicht heißt, Lehrer*innen in die JBS zu schicken und Unterricht zu geben, während das pädagogische Personal weiterhin in Kurzarbeit ist, so wie im Sommer geschehen.

Meine Damen und Herren, unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Es ist offensichtlich, dass unser Antrag der weitreichendere ist – Ihrer enthält uns zu viele Prüfaufträge. Und wie Sie mit Prüfaufträgen umgehen kennen wir aus dem Kulturbereich. Jetzt freue ich mich aber zunächst einmal auf die Debatte.“

Der Antrag meiner Fraktion kann hier nachgelesenwerden.


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